In Blüte. Das Rosensteinquartier – natürlich urban

Wohnungen, Ateliers und Gewerbeflächen. Begrünte Fassaden und Dächer, großzügige Wiesen und überhaupt: radikal grüner und autoarmer Raum für Mensch und Tier. Eine intelligente Wasser- und Ressourcennutzung sowie recycelte Materialien und lokales Gehölz. Für ein Wohnen, wo man lebt. Und ein Leben, wo man arbeitet. Das ist die Vision des Rosensteinquartiers, das als neuer Stadtteil Stuttgarts innovative, natürliche und authentische Wohn- und Lebensformen bieten und die Natur mitten in der Stadt erlebbar machen soll. Mit unserem, gemeinsam mit ASP Architekten entwickelten Entwurf haben wir den internationalen städtebaulichen Wettbewerb ‚Rosenstein‘ gewonnen. Derzeit befinden wir uns in der Entwicklung des Rahmenplans. Ein guter Moment, um in unserem Koeber JOURNAL erste Einblicke an das Stuttgart künftig prägende Stadtquartier zu geben.

Nach der Fertigstellung des Bahnprojekts Stuttgart 21 werden die Gleisanlagen zwischen Nordbahnhofviertel, Rosensteinpark und Schlossgarten für eine Umnutzung frei – um Lebensbereiche im urbanen Umfeld ökologisch-sozial miteinander verschmelzen zu lassen. Auf einer Fläche von rund 85 Hektar soll Stuttgarts ‚Rosensteinquartier‘ entstehen. Bezahlbarer Wohnraum, Flächen für Kultur in der Stadt, aber auch zum Experimentieren und zur Stärkung der lokalen Kreativwirtschaft und des Handwerks. Lebendig, gemischt und attraktiv. Für uns ist hierfür die Landschaft in enger Verbindung mit der Stadt elementar, um die derzeit steinerne und überhitzte Stadt nachhaltig und klimagerecht in die Zukunft zu tragen. Radikal grün soll der neue Stadtteil sein, mit der Überschrift ‚Schwammstadt‘ soll eine neue Form des Wasser- und Ressourcenmanagements stattfinden.

 

Das bestehende und das neue Stadtquartier trennt derzeit ein bis zu 20 Metern hoher Bahndamm – und wirkt als Barriere. Unter Berücksichtigung der Bestandstopografie soll der Damm in Teilen abgetragen und eine Verbindung geschaffen werden. Uns ist es wichtig, dass die neuen Quartiere stark an den Bestand und die räumlich gegebenen Strukturen angelehnt und wie selbstverständlich an die bestehenden Stadtgebiete angebunden werden. Wir haben die prägenden Achsen und Straßenräume aufgenommen und neu gegliederte Areale definiert. Verbunden durch den zu einem Park umgenutzten Gleisbogen sollen vier unterschiedliche Quartiere entstehen – besonderes Element: der Gleisbogenpark. Charakterisiert durch einen zentralen Radweg, großzügige Bewegungsflächen sowie soziale und kulturelle Einrichtungen. Der Gleisbogen wird so zu einer Art ‚grünem Band‘ und zur verbindenden Mitte zwischen neuem und bestehendem Quartier – sehr gut erfahrbar und in allen wichtigen Teilen als Denkmal erhalten. Sowohl in der Architektur als auch im Außenraum haben wir höchsten Wert darauf gelegt innovative und nachhaltige Bauweisen zu fördern. Damit das Klima langfristig verbessert und erkennbar mehr natürlicher Lebensraum in der Stadt geschaffen werden, kommen primär nachhaltige, robuste und durchlässige Materialien zum Einsatz. Dank der hohen Wasserdurchlässigkeit kann das vor Ort anfallende Wasser in Zisternen und unterirdischen Rigolen gesammelt und wiederverwendet werden.

Insbesondere mit gewerblichen Flächen im Erdgeschoss und Wohneinheiten in den darauffolgenden Ebenen, sind alle Quartiere private und öffentliche Räume zugleich. In Holzbauweise gefertigte, multifunktionale Gebäudekomplexe sind geplant – mit Fassadenbegrünung und Gemeinschaftsgärten auf dem Dach. Ein wichtiges Element für höchste Lebensqualität, das wir im Außenbereich fortführen: eine gut geplante und frei wachsende Begrünung. So ist für uns die Vegetation ein signifikanter Bestandteil des Projekts. Für die Pflanzenauswahl haben wir unterschiedliche Themenbereiche, wie beispielsweise das sich verändernde Klima, beleuchtet. Mit Hinblick auf den Artenschutz haben wir das Areal mit ausreichend offenen Wiesenflächen geplant. Heimische Ansaaten und bodengebundene Fassadenbegrünung sollen als Futterquelle dienen, die angedachten Insekten- und Vogelnährhölzer schaffen verlorengegangene Lebensräume im urbanen Umfeld. Unser Ziel: wieder mehr Wildnis in der Stadt. Und auch das Thema der ‚Essbaren Stadt‘ soll in allen Teilquartieren eine Rolle spielen. Bürger*innen sollen die Möglichkeit erhalten, den Freiraum zu nutzen und die Früchte zu ernten. Dabei mehr als erwünscht: Der Freiraum darf und soll sich langfristig verändern. Auto- jedoch nicht verkehrsfrei wird jedes einzelne Quartier unter anderem durch Mobility-Hubs, in denen Car-Sharing-Dienste angeboten werden.

Mit der sogenannten ‚Maker City‘ bei den Wagenhallen wird bis zum Ausstellungsjahr 2027 ein erster Baustein des Rosensteinquartiers entstehen. Ein erstes beispielhaftes Quartier, das Wohnen, Arbeiten und Kultur sowie urbane Landwirtschaft miteinander verbindet. Ein Gesamtprojekt, das nicht nur für unser Büro eines der größten darstellt, sondern das für ganz Europa städtebaulich von höchster Relevanz ist. Wer nicht auf unseren nächsten Koeber JOURNAL-Beitrag rund um das Rosensteinquartier warten möchte, findet unter rosenstein-stuttgart.de alle Meilensteine und Planungsdetails.