Im Wachstum. Querterrassierungen des ‚Burgberg Weinsberg‘

Steile und in sich ruhende Hänge sowie in saftiges Grün getauchte Reben mit hervorlunzenden Trauben sind oftmals die ersten Assoziationen, wenn man spontan an einen Weinberg denkt. Schnell fallen aber die Seilzuggrubber mit ihren Seilwinden und die hart arbeitenden Erntehelfer ein. Bis heute Alltag. Und eine Arbeits- und Anbausituation, die bis 2010 auch am ‚Burgberg‘ in Weinsberg bei Heilbronn anzufinden war.

Der Burgberg in Weinsberg zeichnet sich durch seine sehr steile Hanglage aus. Die Weinberge waren im oberen Drittel in kleinen, circa einen Meter breiten Terrassen angelegt. Im unteren Bereich standen die Rebzeilen entlang der Falllinie. Eine maschinelle Bearbeitung war so im oberen Bereich gar nicht und im unteren nur sehr schwer möglich. Teilweise lagen hier schon ehemalige Rebflächen brach. Und andererseits prägt der Burgberg in Weinsberg mit seiner Ruine Weibertreu das Landschaftsbild am Rand der Löwensteiner Berge. Diese Kulturlandschaft mit ihren Weinbergflächen, Böschungen und charakteristischen Trockenmauern zu erhalten, weiterzuentwickeln und neu zu strukturieren, war und ist eine ganz besondere Aufgabe für unser Büro: Landschaft planen – im wahrsten und schönsten Sinne des Wortes. Behutsam den Bogen spannen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Heute, mehr als zehn Jahre später, sind wir mitten in der Planung für den vierten Bauabschnitt. Was uns die vergangenen Jahre gezeigt haben: Die damalige Entscheidung für eine Querterrassierung war genau richtig. Der alte Steilhangweinberg musste dafür gerodet und ganz neu angelegt werden – und dies eben nicht vertikal wie sonst üblich beim Weinbau, sondern horizontal. Teilweise wurden die Trockenmauersteine behutsam abgetragen und für die neue Trockenmauer wiederverwendet. Um auch den Lebensraum der ansässigen Tiere so wenig wie möglich zu beinträchtigen, wurden beispielsweise Eidechsenpopulationen in Abstimmung mit dem Naturschutz erfolgreich umquartiert. Die Umsetzung des vierten Bauabschnittes soll nächstes Jahr erfolgen und damit das letzte noch fehlende Stück realisiert werden. Und auch dann gilt: Drei Jahre dauert es, bis der neu gepflanzte Wein erstmals geerntet werden kann – dank mechanisierter Bewirtschaftung und bei gleichzeitiger Erhaltung der Kulturlandschaft, insbesondere der vorhandenen Weinbergstrukturen.

 

Unsere Tipps: circa 4 km lange ist der Wein- und Rosenrundweg, der durch die Weinlagen des Staatsweingut Weinsberg führt. Und wer sich für das trinkbare Ergebnis interessiert, erfährt auf der Website der ‚Staatlichen Lehr- und Versuchtsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg‘ mehr: lvwo.landwirtschaft-bw.de