Bewohnbare Skulpturen zwischen Realität und Fiktion: Das Creative Lab ‚tinyBE – living in a sculpture‘ hat eine Reihe von Ausstellungen temporär bewohnbarer Skulpturen internationaler Künstler*innen im öffentlichen Raum initiiert. Die Vision: Freiraum zum Diskurs über sinnstiftendes Leben schaffen. Darunter sind die ‚Boob Hills Burrows‘ von Laure Prouvost, die derzeit im Frankfurter Metzlerpark besichtigt und bewohnt werden können. Nach der Anfrage der Kunstagentur tinyBE und Katrin Lewinsky (Director James Fuentes, New York) haben wir die Konzeptidee der französischen Künstlerin in eine baubare Form transformiert – in enger Abstimmung mit zahlreichen Behörden, Künstlern und Fachplanern, wie beispielsweise für die Springbrunnentechnik. Ein besonderes Projekt für Koeber, sind doch Themen wie ökologisches Bauen, Umgang mit besonderen Materialien und innovative Wohn- und Lebenskonzepte tief in unserem Denken und Handeln verwurzelt.

Ein Raum zwischen Kunst, Architektur und Design. Ein Raum, nachhaltig gedacht und ökologisch gebaut. Ein Raum, indem die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. Ausgehend von den surrealistischen Traumbildwelten von Laure Prouvost sind der Kreislauf von Werden und Sein zentrales Thema der ‚Boob Hills Burrows‘. Die Künstlerin leitet die Besucher zu ihrem Ursprung zurück – basierend auf den biblischen Schöpfungsmythos, demzufolge Gott Adam aus Lehm formte. Koeber durfte Laure Prouvosts künstlerische Vision zur nachhaltigen Gestaltung des Lebens umsetzen. In enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin und ihrem Design Team haben wir Materialien und Verarbeitungstechniken bestimmt und vorgeschlagen. Geeignete Farben und Bauweisen mussten entwickelt und Handwerker verschiedener Zünfte gefunden werden, die die gewählten Baustoffe verarbeiten können. Ein Projekt, das auch uns über die ‚Zäune bekannter Gärten‘ blicken lässt. Das Ergebnis: Zwei Erdhügel erscheinen derzeit als riesige Brüste vor dem Museum Angewandte Kunst im Frankfurter Metzlerpark.

Eine Brust dient als Springbrunnen und somit als nährende Lebensquelle, die andere hingegen ist begeh- und bewohnbar: Durch einen schmalen Gang gelangt man in einen höhlenartigen mit Lehm ausgekleideten Raum – eine Analogie für den Muttermund und die Gebärmutterhöhle. Entstanden ist ein Ort zum Verkriechen. Mit einem Bett, einem Fernseher – der Wetterberichte aus den letzten sechzig Jahren überträgt – und einer Tee-Ecke. Säuglinge im Mutterleib als Assoziation und gefiltert durch die Haut der Mutter, werden die Bewohner in Prouvosts Erdhügel durch besonders warmes Licht empfangen. Erhellt durch rötliches Oberlicht, wenn die Sonnenstrahlen durch die angedeuteten Brustwarzen aus venezianischem Muranoglas – ebenfalls im Detail für das Projekt angepasst – fallen.

Für uns regt Laure Prouvost mit den ‚Boob Hills Burrows‘ radikal und fein austangiert dazu an, über wichtige Fragen der Gegenwart nachzudenken: Welche Orte brauchen wir zum Leben und Arbeiten? Wie wollen und können wir als Gesellschaft zusammenleben? Was brauchen wir für ein erfülltes und nachhaltiges Leben? Ein Kunstprojekt und doch so viel mehr. Ein temporär geschaffener Ort, um sich zurückzuziehen – und gleichzeitig ein Ort, der verbindet, um gemeinsam die Zukunft zu planen.

Wer visionäre, utopische oder auch dystopische Ideen zu neuen Formen des Wohnens und Arbeitens erleben möchte: Vom 26. Juni – 26. September 2021 vereint tinyBE erstmals neun temporär bewohnbare Skulpturen internationaler Künstler*innen in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main mit Standorten im Metzlerpark in Frankfurt, Darmstadt und Wiesbaden.

Für weitere Details: tinybe.org

Die buchbaren Skulpturen werden durch das Hotel Steigenberger Frankfurter Hof betreut.