Steingau – ein Quartier für alle
Das neue Steingauquartier in Kirchheim gilt als Vorzeigeprojekt für zukunftsorientierten Städtebau. Häuser in individueller Gestalt versammeln sich zu einem neuen Wohn- und Büroareal. Entstanden ist ein vielfältiger Lebensraum zwischen Privatsphäre und Gemeinschaft – ein Ort der Menschen verbindet und die Natur bewahrt. Koeber durfte die Außenanlage des Baufeld 3 gestalten. Kein ganz leichtes Unterfangen, denn geplant war die Entwicklung als partizipatives Projekt. Die Bewohner*innen der zwölf Häuser brachten ihre Wünsche ein und wählten gemeinsam eine Entwurfsvariante aus, die wir weiterentwickelt haben. Wir entschieden uns für einen Innenhof, der an einen Flusslauf erinnert. Die „Uferweiden“ fungieren als halbtransparentes raumbildendes Element zwischen halböffentlichen und privaten Flächen. Für das gemeinsame Leben im Freien liegen Steinfindlinge und Hölzer spielerisch verteilt im Hof und bieten verschiedene Ruhe- oder Balancier-Stationen, die an eine Spiellandschaft erinnern. Ein wasserdurchlässiger Betonweg verbindet mäandrierend die beiden Hofteile. Eine Sand- und Kiesmulde im Westen sowie ein Vegetationshügel im Osten liegen sich als konvexe und konkave „Inseln“ gegenüber. Besonders wichtig war uns dabei Biodiversität. Essbare Blühpflanzen schaffen beispielsweise einen Mehrwert für die Bewohner*innen und die Tierwelt – von Salat- und Teemischungen bis hin zur mediterranen Kräutermischung.
Das Steingauquartier ist für Koeber nicht nur wegweisend für urbanes Leben, sondern birgt auch eine Premiere. Wir haben uns als Büro vorgenommen, bei unseren Weihnachtskarten Ressourcen zu schonen und stattdessen ein besonderes Gehölz zu pflanzen. Unsere Wahl fiel auf einen mehrstämmigen Heptacodium miconioides-Strauch („Sieben-Söhne-des-Himmels”). Der seltsame Name geht auf die kleinen, etwa einen Zentimeter großen, rahmweißen Blüten zurück, die jeweils zu siebt beieinanderstehen. Ein duftendes wertvolles Nährgehölz für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge – noch dazu zu einer Zeit, wenn das Blütenangebot allgemein spärlich wird.
Hannah Bichay