Von der Blüte zur Frucht. Für die Freiraumgestaltung der Hinteren Insel Lindau erhält Koeber den 1. Preis

Visualisierung Wolkenplatz

Ziel des von der Stadt Lindau ausgelobten Wettbewerbs für Landschaftsarchitekten war es, für den öffentlichen Raum der einzelnen Wohnquartiere auf der Hinteren Insel Lindau eine einheitliche und qualitätvolle Struktur für die Verkehrsflächen und Freiraumgestaltung zu entwickeln. Ein Wolkenplatz empfängt Besucher am Inselbahnhof und mithilfe einer hölzernen Übergangsbrücke ist die Altstadt im Osten schnell erreicht. Im Westen schließen sich neue Wohnquartiere und die Bodenseeklinik an; im Süden entsteht durch ein verkürztes Gleisende eine große Wiese mit viel Raum für Begegnung, Natur und Seeblicke.

Visualisierung Thierschstraße
Visualisierung Hölzerner Gleissteg

Den gestalterischen Ausgangspunkt bilden die Straßen und Gassen der Altstadt, denn ein einheitliches Bild und eine hohe Identität mit der Altstadt, dem Bodensee und Lindau als Gartenstadt sollen auch das Bild der „neuen“ Hinteren Insel Lindau prägen. Im Mittelpunkt stellten wir die Lebensqualität in den neuen Wohnvierteln, die durch kommunikative, grüne Oasen umspielt werden, Bewohner und Besucher zum Verweilen einladen und immer wieder den Blick zum See freigeben. Wir wollten einen idealen Raum für das Leben in den neuen Quartieren schaffen und den öffentlichen Raum zum charakteristischen Begegnungsort machen.

Wolkenplatz
Handskizze Wolkenplatz

Der Wolkenplatz ist der Platz am neuen Bahnhalt und lädt durch seine Wolkenform zum kommunikativen Zusammenkommen ein. Im Frühjahr blühen Apfelbäume und Nebelwolken aus Sprühdüsen sorgen für ein gutes Mikroklima. Der Platz öffnet sich zur Altstadt hin und in den Baumkronen leuchtet über ein Edelstahlnetz abends und nachts eine Lichtwolke. Das Pflaster auf dem Platz ist im Passe-Verband verlegt, sodass große Fugen entstehen, die es dem Boden ermöglichen, viel Wasser aufzunehmen. Über den hölzernen Gleissteg ist die Altstadt schnell erreichbar, er stellt die Verbindung zur Hinteren Insel dar. Auf seine reine Funktion reduziert, wird er als Holzkastenbrücke auf Stahlstützen zwischen den Gleisen gebaut. Die schlanke und unspektakuläre Form nimmt sich im städtebaulichen Kontext zurück, um vor allem die grünen Orte der Begegnung in den Fokus zu rücken.

Mangplatz
Handskizze Mangplatz

Der Mangplatz vor der Bodenseeklinik – Klinik für ästhetische und plastische Chirurgie – nimmt inhaltlich zum Thema Schönheit Bezug. Seinen Mittelpunkt bildet ein runder Wassertisch – der Brunnen von Narziss. Er wird aus Rorschacher Sandstein gebaut und ermöglicht das Erhaschen des eigenen Spiegelbildes. Tulpen-Magnolien, die mit ihrer kurzen aber außergewöhnlich schönen Blüten erfreuen, sind als Analogie der Vergänglichkeit und Schönheit gedacht und geben dem Platz eine besondere Eleganz. Unter den Magnolien und schon vorhanden Spitz-Ahornen ziehen sich Staudenmischungen mit jahreszeitlich unterschiedlichen Blüten durch den Platz, der wie ein Garten anmutet. Die Lichtquellen befinden sich deshalb auf Pollerhöhe und ziehen sich spielerisch durch die grüne Oase.

Einen weiteren Ort der Begegnung bildet der Regenplatz, den wir kreativer und assoziativer gestalten wollten. Auf ihm können sich nach einem Regenschauer Pfützen bilden. Bäume, die „nasse Füße“ vertragen, wie der Amberbaum, Rot-Ahorn und die amerikanische Esche verteilen sich über die Fläche und sorgen im Herbst für ein üppiges Farbspiel in Rot und Orange. Bänke in Tropfenform aus Beton unter den Bäumen schaffen auch an heißen Tagen kühle Aufenthaltsorte. Die Beleuchtung des Platzes erfolgt von den Platzrändern aus über eine Fassadenbeleuchtung, die sich auch am alten Bahnhofsgebäude abbildet und seine Kontur bei Nacht nachzeichnet.

Gleiswiese
Handskizze Gleiswiese

Die Gleiswiese im Süden der Hinteren Insel Lindau dient als multifunktionale Liegewiese oder für Veranstaltungen und bietet viel Freiraum; wie eine Oase zum See hin. Prellböcke als Erinnerung an die vorherige Nutzung bilden das südliche Ende der grünen Fläche. Sitz- und Liegeflöße finden sich als Inseln auf der östlichen Wiese Richtung See und verweisen klar auf den stetigen Bezug zum Wasser und die Nutzung der Hinteren Insel als Ort der Freizeit und des Durchatmens. Stadtseitig spannt eine Gruppe von Hängeweiden einen üppig-grünen Baldachin.

Rast+Rad
Handskizze Rast+Rad

Straßen und Gassen verbinden auf der Hinteren Insel Lindau alle Plätze miteinander und führen gleichzeitig immer auch zum Seeufer. Optisch an die Altstadt angelehnt, sollen die Verkehrswege in den neuen Quartieren jedoch eine möglichst grüne Anmutung haben. Entlang der Fassaden haben wir Friese aus Steckkiesel des Bodenseeraums geplant. Sie werden von Grün perforiert und Kletterpflanzen sollen aus den Öffnungen im Belag wachsen.

Quergespanne Rankhilfen lassen zu, dass die Pflanzen auch über die Straße wachsen können und grüne Portale entstehen lassen. Die stützenden Edelstahlseile sind gleichzeitig Träger der Hängeleuchten über dem Straßenraum. Rohrschacher Sandstein zieht sich als wasserführende Rinne durch die Gassen und Straßen und umsäumt in unterschiedlichen Strahlarten auch die Plätze der Quartiere. Insgesamt war es uns wichtig, das gesamte Planungsgebiet als grüne Oase und wildere kleine Schwester zur Altstadt Lindaus erscheinen zu lassen – einen Ort, an den man gerne zum Ausruhen kommt oder um Zeit in der urbanen Natur zu verbringen, immer in engem (Blick-)Kontakt mit dem geliebten Bodensee.

Unser Tipp: Nach Fertigstellung der Planungen sollte die Gleiswiese für eine ausgiebige Ruhezeit genutzt und die Liege-Flöße für ein Nickerchen getestet werden. Im Anschluss – zum Aufwachen – einfach in den Bodensee eintauchen.